Jetzt, da nun die neue Wintersportsaison begonnen hat kann ich nicht umhin einmal unser Sportsystem und dessen Fundament des Kinder-und Jugendsports zu hinterfragen.
Was in fast allen Sportarten, Winter wie Sommer, außer Fußball hervorsticht, ist für mich eine breite fehlende Basis, eine konzentrierte Nachwuchssichtung und Nachwuchsgewinnung, Förderung und Ausbildung.
Ich weiß wovon ich spreche, da ich viele Jahre im DDR-Nachwuchssportbereich tätig war und die Vorzüge dessen hautnah spüren konnte!
Wenn ich gerade Sportarten die einst Riesenerfolge einfahren konnten, wie Biathlon, Langlauf, Eisschnelllauf, Skispringen, Eiskunstlauf, aber auch Alpinski, im Sommer auch Schwimmen, Leichtathletik sehe, dann fehlen überall Nachwuchs-und Anschlusskader.
Die Sichtung, Ausbildung und Förderung des Kinder -und Jugendsports muss doch wieder einen ganz anderen Stellenwert bekommen, die besten Trainer und neue Konzepte müssen an der Basis die Grundlage schaffen um langfristig erfolgreich zu sein!
Ich sehe im Sport das gleiche Problem wie bei der Bildung aber dort hat man wenigstens PISA wo uns von Zeit zu Zeit die Mängel vor Augen geführt werden, im Sport lassen wir uns die Augen verklären von Erfolgen von ein paar Spitzenathleten, aber wie es hinter der Fassade aussieht sieht man nicht oder will es nicht sehen?

Es ist eben alles auch nicht so einfach.Ein kleines Beispiel aus unserem Städtchen : Ein Ehepaar ,sie Oberschwester im Krankenhaus,er Banker bei der Sparkasse, haben eine Tochter die aus meiner Sicht klug und ehrgeizig ist. Sportlich hat sie sich der Leichtatletik verschrieben. Sie hat sich als kleines Mädchen schon immer in den Fordergrund gelaufen und geworfen und Spitzenplätze in den Wettkämpfen belegt.Auf Grund dessen wurde sie nach Arneburg bei Stendal delegiert,weil dort eine bessere sportliche Ausbildung im Verein möglich war.Und ihre Leistungen stabilisierten sich in dem Verein ,so dass sie zur Sportschule ,ich glaube nach Potsdam,kam. Ich denke sie ist jetzt so ca. 14 Jahre. Und Sportschule, da muß sie ganz erheblich etwas leisten.Ein langer und anstrengender Tag ist dort zu bewältigen. Mal sehen,wann von ihr wieder zu hören ist. Ich wollte damit sagen, die ganze Sache ist nicht so einfacch. Schule und Sport unter einen Hut bringen und das " fern der Heimat und den Eltern",da gehört schon eine Portion Sebstbwustsein dazu. Und ganz billig ist die Angelegenheit sicher auch nicht.

Ich hatte eine längere Antwort auf Deinen Beitrag geschrieben, aber leider hat mein Finger einen falschen Kontakt ausgelöst und Alles ist verschwunden.

Alles klar ,so läuft das mitunter.Da könnte man sich sonst wo hinbeißen. Ist mir auch schon passiert.

Hochbegabte junge Sportlerinnen und Sportler zu fördern und auch zu fordern dafür sind Bedingungen wie eine optimale Verbindung Schule-Beruf und Sport, kompetente Trainerinnen und Trainer Trainingsmöglichkeiten und ein gezieltes leostungsförderndes Training unabdingbar. Internationale Erfolge gegen starke Konkurrenz erfordern professionelles Training und eine intensive Trainingszeit,

Nachwuchsleistungszentren sind für nahezu alle Sportarten Voraussetzung für spätere auch internationale Erfolge. Lediglich im Fußball sind sie im letzten Jahrzehnt wie Pilze aus dem Boden geschossen. Kein Wunder bei den finanziellen Mitteln die dem DFB und den Vereinen zur Verfügung stehen. Hier besteht meiner Meinung nach ein enormer Nachholbedarf bei vielen sogenannten Randsportarten. Da sind auch der Staat und die Bundesländer als Unterstützer gefordert, Die Deutsche Leichtathletik als Beispiel gehorte einmal zur internationalen Spitze und heute? Allenfalls in einigen technischen Disziplinen kann man noch mithalten dabei geht es nicht alleine um Titel und Medaillen. In den Sprint- und Laufwettbewerben haben wir den Anschluß in der Breite verloren. Dabei wäre ich schon zufrieden wenn z, B, im 400 mtrl Lauf wieder einmal einer unserer Männer wenigsten im Halbfinale eines intern. Titelkampfes stehen würde.

Ein anderer Aspekt erscheint mir auch noch wichtig im Zusammenhang mit dem Leistungsabfall in vielen Sportarten nicht nur der LA. Sind junge Menschen noch bereit sich für denHochleistungssport zu quälen? Dieser Sport erfordert einen hohen Zeitaufwand verbunden mit oft täglichem intensivem Training und Verzicht auf viele angebehme Dinge des Lebens, Ich hege da gewisse Zweifel. Junge Fußballer schaffen sie den Sprung in den bezahlten Fußball wissen dann , daß sich die ganze Mühe wenigstens finanziell gelohnt hat.

Viele Dinge spielen da eine Rolle und viele Ursachen für fehlenden Nachwuchs hast Du schon richtig erkannt, @Theodor!
Wie ich schon mehrfach bemerkt habe und ich bin da ein Insider, ist die hohe Wertigkeit eines Sichtungs -und Förderprogramm für Kinder und Jugendliche, die besten Trainer an die Basis, regionale Sportschulen mit Nähe zum Elternhaus, mehr Wertigkeit des Schulsports, neue, modernste Trainingskonzepte.
Die Kinder können heute vielmals keinen Klimmzug, keinen Liegestütz, bringen keine Stadionrunde im gemäßigten Tempo mehr zustande und wenn Schulstunden durch Lehrermangel ausfallen, zuerst Sport, und vor Allem wollen sich viele Kinder heute nicht mehr Tag für Tag schinden.
Als ich einmal dem DOSB - Boss Hörmann meine Gedanken zu den Nachwuchsproblemen im deutschen Sport kundtat, erhielt ich die lapidare Standard-Antwort dass meine Gedanken interessant seien und man sie mit einfließen lassen wird.
Es war nicht alles Doping was den DDR -Sport so erfolgreich gemacht hat, schon garnicht im Kinder -und Jugendbereich!

Leider bestätigt sich meine Anamnese eindrucksstark gerade im Biathlon der Damen.
Weit und breit zeigt sich kein Nachwuchs der die Lücken in naher Zukunft ausfüllen könnte.
Dazu kommt auch das Trainergespann, uncharismatisch und ein wenig überfordert, mit sinnlosem Rumgeschreie an der Strecke.
Na ja, ein erfolgreicher Gerald Höhnig wurde von einer bestimmten Frau weg gemobbt, die immer noch mit mäßigen Leistungen glänzt.
Ich hoffe sehr dass das Debakel in Hochfilzen nur eine Momentaufnahme sein möge!

Biathlon Damen nennst Du das? Das sind keine Damen, sondern knallharte Frauen mit
militärischer Ausbildung. Für mich keinesfalls ein Grund an solchen Wintersportveranstaltungen teilzunehmen.
Eiskunstlauf finde ich persönlich viel schöner.

Ein bisschen sehr hart was Du hier einwirfst?
Aber auch beim Eiskunstlauf ist meilenweit kein Silberstreif am Horizont zu sehen was den Nachwuchs betrifft!

Die ganz großen Erfolge des
Damen meinetwegen auch Frauen-Biathlons sind weniger in der Breite sondern in erster Linie durch Ausnahmesportlerinnen (klingt doch gut)
erzielt worden. In der Vergangenheit waren es die beiden Ostdeutschen Andrea Henkel und Kati Wilhelm in der neueren Zeit die Westdeutschen Magdalena Neuner und Laura Dahlmaier die sich inzwischen vom Biathlon zurückgezogen hat. Es ergibt sich nun eine Situation wie vor Olympia 2014.Da trat die alles überragende
Magdalene Neuner zurück und Olympia wurde zum Debakel. Da war aber bereits die noch sehr junge Laura Dahlmaier dabei und der Erfolg kehrte zurück. mit zahlreichen Titeln in erster Linie durch sie in den Einzelwettbewerben. Wer kommt jetzt? Eine zum jetzigen Zeitpunkt nicht zu beantwortende Frage.

Im jetzigen Kader sind 5 Frauen im Alter zwischen 25 und 32 Jahren und dem Nachwuchs noch zuzuorden je eine 23- und 25 jährige. Die zuerst Genannten
schnitten in den Einzelwettbewerben mit wechselndem Erfolg ab zu Podestplätzen reichte es jedoch kaum. Nur sie waren gut genug um in den Staffeln sehr erfolgreich eingesetzt werden zu können.

Im ersten Teil meines Kommentares will ich zum Ausdruck bringen, daß die Titel und Medaillen nicht in der Breite errungen wurden sondern durch einige Sportlerinnen, die sowohl in der Loipe als auch mit dem Gewehr zu den Besten gehörten.
@ Sardana ich habe das Wort Damen vermieden um einer Rüge durch Dich aus dem Wege zu gehen, Diesen Satz aber bitte nicht ernst nehmen

Du willst meine Kritik ein wenig abschwächen, aber ich halte dagegen.
Preuss, Herrmann, Hildebrand werden über kurz oder lang ihre Laufbahn beenden und danach bietet sich kein Anschlusskader an.
Lesser, Peiffer, Schemp werden auch nicht mehr lange aktiv sein, aber da sieht es danach ein wenig besser mit Doll und Kühn aus, aber auch hier kommt kaum Neues nach.
Nich schlimmer präsentieren sich Langlauf und Eisschnelllauf, einst Vorzeigesportarten, bei Alpin sieht es so aus dass nach Rebensburg oder Dreessen und Stehle wenig Erfolg versprechendes nachkommt.
Besser sieht es in der NoKo und mit Abstrichen beim Skispringen aus.
Also @Theodor ich sehe dass schon dramatisch und das sind jetzt nur die Wintersportarten.

Teil 2 meines Kommentares unabhängig von dem jetzigen Leistungsstand bei den Damen und Herren beim Biathlon.

Biathlon ist eine Sportart bei der die Konzentration und die Nerven eine große Rolle spielen, wenn man unter Adrenalin in der Loipe steht und der Schießstand wartet.
Bei der Ballerei werden die guten Laufleistungen oft zur Makulatur und der ganze Wettbewerb wird am Schießstand entschieden. Zu viele Fahrkarten und man ist aus dem Rennen um die vorderen Plätze trotz starker Laufleistung. Ein gutes Beispiel: Die Frau von Felix Neureuther unter Miriam Gössner einst am Start war bärenstark
in der Loipe aber das Schießen brachte sie einfach nicht auf die Reihe, Da nutzten auch die besten Trainer nichts und damit kam sie für vordere Plätze nie in Frage.
bei diesen wichtigen Eigenschaften Konzentration und Nervenstärke gibt es Unterschiede bei den Athleten die entscheidend sind.

Damen Trainer Hönig hat große Erfolge erzielen können und daran seine Verdienste. Seine Ablösung nach der Olympiade 2019 kam für mich sehr überraschend
wobei man erwähnen muß, daß auch er von Laura Dahlmaier profitierte. Man hat ihn zum Schießtrainer gekürt und wenn er es schafft, daß die Damen so wenig Fahrkarten wie möglich schießen, dann hat er seine Mission erfüllt. Ich will Deine Kritik nicht abschwächen @Belafonte nur daraufhinweisen, daß gerade Erfolge in dieser Sportart nicht nur von guten Trainingsbedingungen und Trainern abhängig sind.

Wir sind von den Erfolgen der Vergangenheit etwas verwöhnt müssen aber erkennen, daß Talente wie die in Kommentar 1 Genannten nicht immer auf Anhieb die Lücken der Zurückgetretenen schließen können.

@Theodor
Ich versuche hier die generelle Nachwuchssituation im deutschen Leistungssport zu beleuchten und da spielt speziell das Zusammenspiel von Schießen und Laufen nicht die Rolle, sondern das was nach den momentanen Leistungsträgern nachkommt.
Nicht die zweifellos schlechten Leistungen gestern und heute will ich kritisieren, sondern dass man kaum noch eine Staffel zustande bekommt wenn Eine ausfällt.
Ich erlaube mir diese Kritik weil ich in der Lage bin aus eigener Erfahrung die Unterschiede an Qualität von Nachwuchssichtung und Förderung beider Sportsysteme zu vergleichen.
Wenn man z.B. Norwegen und Deutschland vergleicht, welch ein Unterschied an Potential, von einer Breite an Spitzen -und Nachwuchsathleten, in fast allen Wintersportarten, dann stimmt doch etwas nicht mit unserem heutigen System ?

Den besten Trainer für Langlauf, Biathlon usw zu finden dürfte für die Verantwortlichen der Verbände kein Problem sein.
Ganz einfach, wer am lautesten "auf geht's, hop- hop- hop- hop- hop" schreien kann, der ist der Richtige.