Die von Gesundheitsminister Spahn vorgeschlagene Widerspruchslösung hatte keine Chance bei der Abstimmung im Bundestag. Abgestimmt wurde bekanntlich darüber ob man generell Organspender ist, wenn man nicht
ausdrücklich widerspricht. Damit folgte eine eindeutige Mehrheit dem Vorschlag der Partei der Klima- und Ökoplayer unterbreitet von ihrer Vorsitzenden Baerbock. Ihre Begründung:"Wem gehört der Mensch? In unseren Augen nicht
dem Staat, nicht der Gesellschaft, er gehört sich selbst" Zustimmung kam wie nicht anders zu erwarten auch von den Kirchen. Baerbock hat natürlich nicht gänzlich unrecht, denn es gibt sicher gute Argumente das Recht auf
Selbstbestimmung nicht aufzuweichen auch wenn es um Menschenleben geht. Ich respektiere es wenn sich ein Mensch gegen eine Organspende entscheidet aber wenn es um Leben und Tod geht könnte der Staat meiner Meinung nach von
seinen Bürgern zumindestens ein knappes Ja oder Nein verlangen.So bleibt nahezu alles fast wie gehabt und niemand ist gezwungen sich ernsthaft mit der Organspende zu beschäftigen.

Ohne die Spenderniere eines jungen Unfallopfers aus Sachsen im Jahre 1992 wäre meine Frau schon lange nicht mehr bei mir. Für 25 Jahre!!!!! verbesserte Lebensqualität sind wir sehr dankbar auch wenn sie seit 2016 wieder dialysepflichtig wurde
und für eine Spenderniere auf Grund ihres Alters und anderer körperlicher Gebrechen nicht mehr in Frage kommt. Auf Grund der geringen Spendebereitschaft warten viele Menschen darunter auch viele junge vergebens auf ein lebensrettendes Organ.
An dieser Stelle werte Frau Baerbock ein Dankeschön von mir an alle Menschen mit einem Organspendeausweis. Trotz ihrer durchaus nachvollziehbaren Argumente sollten sie einmal über das strikte Nein ihrer Partei nachdenken.
Für alle die gegen eine Widerspruchslösung gestimmt haben hoffe ich, daß sie nie damit konfrontiert werden auch einmal ein lebensrettendes Organ zu benötigen.

Noch ein paar Daten zur Organspende

9000 Menschen in Deutschland stehen aktuell auf der Warteliste für ein Spenderorgan. 2019 erfolgten 932 Organspenden. Knapp 1000 Menschen hofften 2019 vergebens auf den erlösenden Anruf und mußten uns verlassen.
Die Bundesärztekammer zeigte sich enttäuscht über das Ergebnis. Herzchirurg Professor Körfer inzwichen 77 Jahre alt, der fast 2000 Herzen transplantierte zeigte sich gar empört und sprach von einer Schande für Deutschland.
Wir sollten uns ein Beispiel an Spanien nehmen dort gilt die Widerspruchsregelung und es stehen mehr Spenderorgane zur Verfügung.

PS: Die meisten Patientinnen und Patienten warten auf eine Spenderniere, da beide Nieren versagten. Mit einer eigenen intakten Niere kann man gut damit leben. Nierenleiden bis zum Versagen nehmen stark zu auch eine Folge zunehmender oft zu spät erkannter Diabetes Erkrankungen bzw.deren mangelhafte Einstellung.

@theodor
Ich kann alle Deine Argumente nachvollziehen, zumal Du und vor Allem Deine Frau von diesem Thema persönlich Betroffene seid!
Aber ich habe da ebenfalls meine Bedenken und bitte entschuldige, mich so pauschal der Widerspruchslösung anzuschließen, was aber nicht mit meiner eigenen Entscheidung in Verbindung steht.
Wie viele Menschen sind gar nicht in der Lage, aus welchen Gründen auch immer, diese Entscheidung selbständig zu treffen.
Viele Menschen sind am Ende hin und hergerissen oder scheuen sich sich zu Lebzeiten mit diesem Thema zu befassen, aus Unwissenheit, aber auch aus Angst.
Dass es in Deutschland zu wenige Organspender und die geringe Bereitschaft gibt, daran sind u.a. auch die mangelnde Aufklärung zu diesem wichtigen Thema und auch bekanntgewordene Schiebereien bei der Organvergabe nicht schuldlos.
Ich denke dass gezieltes Ansprechen bei jedem Arztbesuch, auch der Krankenkassen und Aufklärung schon im höheren Schulalter, Werbungen in Unternehmen, gezielte Anschreiben der Haushalte, die Widerspruchslösung begleiten müssen.
Man muss hierzulande eine Kultur zur Organspende wie in vielen anderen Ländern aufbauen die eine Widerspruchslösung begleitet!
Aber viele Jahre hat man dieses Thema schleifen lassen und so ist Deutschland inzwischen eines der Länder geworden das eine der niedrigsten Spendenbereitschaft besitzt!

Voraussetzung für eine Organspende sind natürlich ein Organspendeausweis und der unwiderrufliche Ausfall sämtlicher Hirnfunktionen(Hirntod) festgestellt durch Ärzte, so daß der Betroffene nur noch künstlich am Leben erhalten werden kann
Das ist eine extrem belastende Situation für die Angehörigen und da gibt es auch keinen oder nur schwachenTrost, daß ein anderer durch den Tod des Ehegatten, der Tochter oder des Sohnes weiterleben kann. Auch Zweifel ob die Mediziner sich nicht doch geirrt
haben bei der Feststellung des Hirntodes werden oft nicht ganz auszuräumen sein. Auch religiöse Gründe gegen eine Organspende sind zu akzeptieren. Wie gesagt ich habe durchaus Verständnis dafür, wenn sich jemand gegen eine Organspende
entscheidet und akzeptiere das auch. Bevor das Schicksal meine Frau traf habe ich mit mit diesem Thema nicht beschäftigt und ob ich ohne dieses Ereignis auch heute einen Spenderausweis hätte kann ich nicht eindeutig mit einem sofortigen
Ja beantworten das muß fairerweise gesagt sein.

Du hast in Deinem Kommentar @Belafonte einige sinnvolle Ansätze aufgezeigt um Menschen beginnend schon im Jugendalter für das Thema mehr zu sensibilisieren allein mit fehlt der Glaube daran, daß hier Nennenswertes geschieht.
Information bei Abholung des Personalausweises alle zehn Jahre und Info NUR durch den Hausarzt, der ohnehin keine Zeit hat, wie jetzt beschlossen halte ich für einen Witz.
Ergänzend noch der Hinweis . daß nur wenige Erkrankungen eine Organspende ausschließen.In vielen Fällen sind einzelne Organe von der vorhandenen Erkrankung unberührt und eignen sich nach dem Urteil der Mediziner für eine Transplantation.

Die Schiebereien im Zusammenhang mit Organspenden waren sicher nicht förderlich für die Bereitschaft sich dafür zu entscheiden. Wir sollten jedoch nicht den Fehler machen alle Kliniken mit Transpantationszentren in Sippenhaft zu nehmen.
Es bleibt im Interesse all derer die ein Spenderorgan benötigen um besser oder überhaupt weiterleben zu können zu hoffen, daß die Spendenbereitschaft im Lande wider Erwarten doch wieder zunimmt.

Die Spendenbereitschaft mag ja vorhanden sein aber die meisten Deutschen scheuen eine konkrete Entscheidung zu einem Ja oder Nein. Durch die vom Bundestag
abgelehnte Widerspruchslösung kann die Entscheidung auf unbestimmte Zeit vertagt werden. Wer zur Organspende nicht bereit ist hätte dies durch ein Nein ja
dokumentieren können. Wie schon gesagt habe ich dafür Verständnis. Wie eine zu erwartende Flut von Nein und ihre Erfassung organisatorisch in einem
bestimmten Zeitraum hätte abgewickelt werden können ist eine andere Frage,

Ob mehr und bessere Info sofern sie erfolgt und eine Erfassung in einem Zentralregister die Entscheidung für eine Organspende erhöhen bleibt wie gesagt abzuwarten.

Ich werde zu dem Thema nicht viel sagen, denn Du Theodor hast alles gesagt und ich könnte nur eine Wiederholung bieten.
Nur so viel. Ich habe seit vielen Jahren einen ständigen Begleiter, egal wo ìch bin und das neben dem Personalausweis der Organspendeauswis. Und Du Theodor hast in allen Punkten meine Zustimmung. Einziger Unterschied, ich habe mir den Spendeausweis zugelegt, weil ich die Wichtigkeit erkannt habe, ohne dass es in meiner Familie dafür einen Bedarfsfall gab.
Die Lösung wie sie Jens Span wollte wäre besser gewesen. Nach dem jetzt neu verabschiedeten Gesetz wird sich gegenüber der Vergangenheit nichts ändern.

@theodor
Mich bewegt das Thema auch, zumal Deine Frau davon betroffen ist.
Viel zu spät kommt der Vorschlag von Herrn Spahn zur Debatte bzw. Abstimmung.
Aufklärung tut Not - auf jeder Ebene. Leider Gottes ist das in D keine Selbstverständlichkeit.

Für mich selbstverständlich wäre eine schon lange geforderte Aufklärung, Werbung, Sensibilisierung der Bevölkerung!
Nicht dass man mich falsch versteht, aber es muss mehr getan werden um dass sich eine Kultur der freiwilligen Spendenbereitschaft in diesem Land entwickelt.
Ich bin der Meinung dass es in Deutschland Viele gibt die nicht in der Lage sind zu widersprechen, aus vielerlei Gründen und damit Tür und Tor weit offen stehen für Manipulationen.
Man möchte sich garnicht ausmalen welche Folgen das nach sich ziehen kann.
Deshalb ist für mich der Spahn,sche Gesetzesvorschlag nicht zu priorisieren.
Deshalb sollte es Vorrang haben die Menschen zu überzeugen und ihnen die Furcht vor so einer Entscheidung zu nehmen.
Und ich hoffe und wünsche dass auch ohne Widerspruch in Zukunft viel mehr Menschen bereit sind zu helfen und die Hemmschwelle zu überwinden und die Wege dahin hatte ich schon versucht zu verdeutlichen, aber das sind ja nur meine eigenen Gedanken!

In Deinem Kommentar von heute morgen 10.00Uhr hast Du einige Aspekte genannt, die nicht vernachlässigt werden dürfen Belafonte.. Es gibt psychisch kranke Menschen, die womöglich
stationär behandelt werden. Von denen kann man nach der Widerspruchslösung kein klares Ja oder Nein verlangen. Das räume ich ein. Auch schwerkranke Menschen, womöglich
dem Tode geweiht, sind psychisch nicht in der Lage eine Entscheidung zur Organspende zu treffen. Hier hatte die Widerspruchslösung zugegebenermaßen keine Lösung zu bieten.

Die Anzahl der Hirntoten, die für eine Organspende infrage kommen ist gemessen an der Bevölkerungszahl von knapp 83 Millionen ohnehin stark eingeschränkt. Hirntod entsteht
durch Hirnblutung, Tumore, Schlaganfall, Hirnhautentzündung und seltener als Folge eines Herzinfarktes. Die meisten Hirntoten sind Unfallopfer.Für eine Transplantaton müssen
die infrage kommende Organe gut durchblutet sein, damit sie den Weg zum Empfänger gut überstehen.2018 verstarben etwa 400 000 Menschen in Kliniken. Davon wurden knapp
4000 als hirntot diagnostiziert das ist 1%. Von diesen 4000 konnten knapp 1000 Organe die sich noch eigneten transplantiert werden weil ein Spenderausweis vorhanden war bzw.
dort wo nicht die Angehörigen zustimmten. Selbst wenn die Anzahl der spendenbereiten Menschen signifikant steigen sollte, das Kriterium Hirntod wird immer ein Faktor der
Einschränkung der zur Verfügung stehenden Organe bleiben.

Quelle der Daten: Veröffentlichung ARD am 8.2.19 unter Planet Wissen..

Zu der abgelehnten Widerspruchslösung nachträglich noch ein Kommentar der "Allgemeinen Zeitung" aus Mainz:

"Auch nach dem Hirntod behält der Mensch seine Würde als Person und mutiert nicht zum Ersatzteillager,
auf das andere Anspruch und Zugriff haben. Der beschlossene sanfte Druck mauf potentielle Spender kann die
gute Sache voranbringen ohne daß der Staat übergriffig wird" .

So kann man das natürlich auch sehen und ergänzend möchte ich noch hinzufügen: So betrachtet ist es besser
man stirbt zu einem absehbaren Zeitpunkt mit einem kaputten Organ würdevoller als zu einem späteren Zeitpunkt
mit einem Organ aus dem Ersatzteillager eines hirntoten Spenders der nur noch künstlich am Leben erhalten wird und dem
durch die Entnahme eines Organes die Würde genommen wurde.

Die ehemalige stellvertretende Chefärztin am Herzzentrum Bad Segeberg und Herzchirurgin Frau Professor Dr. Claudia Schmidtke
äußerte sich u.a. wie folgt: Wir sind jetzt schon dauerhaft auf die Organe aus unseren Partnerländern in Eurotransplantat angewiesen.
Dort wurde mittlerweile die Widerspruchslösung überall eingeführt. Wir lehnen sie bei uns ab nutzen aber die Organe derer die eine
Widerspruchslösung eingeführt haben. Das ist paradox.

Ich kann mir gut vorstellen, daß der Druck dieser Staaten auf Deutschland eines Tages verständlichrweise zunimmt, wenn sich die Zahl
der Organspender nicht signifikant erhöht.

@theodor
Ich hatte ja schon begründet weshalb ich zur Widerspruchslösung eine andere Meinung vertrete.
Ich kann verstehen dass Du diese Sichtweise vertrittst, da Du ja direkt betroffen bist und Deiner lieben Frau auf diesem Wege und Gott sei es gedankt, geholfen wurde.
Aber ich bin der Ansicht dass man viel mehr über Aufklärung und persönliche Gespräche beim Hausarzt oder Werbung und Anreize durch die Krankenkassen schon viel erreichen würde, denn die Deutschen sind Schisser, ich nicht ausgenommen!
Theodor ich habe meine Bedenken zu diesem „freiwilligen Zwang“, denn wieviele Ältere, oder auch 100000e Menschen die geistig behindert sind oder auch wieder Andere die sich aus vielen Gründen keinen Zugang zu diesem Thema verschaffen werden.
Und da ist meine Befürchtung dass hier Tür und Tor offen stehen können um Schindluder zu treiben wenn wir alle einmal unser Leben beenden.
Dass das nicht von weit hergeholt ist hat man ja schon gesehen, wo
Rangfolgen bei der Bedürftigkeit durch Ärzte selbst gesetzt wurden.
Ich achte alle die schon jetzt einen Organspendeausweis besitzen, aber trotzdem vertrete ich eine andere Meinung.

Neueste Meldungen besagen dass sich im Januar nach der BT-Debatte die Anträge auf Organspendeausweise verdoppelt haben, von 330000 auf 750000.
Na so geht’s doch auch!

Zitat von Belafonte im Beitrag #12

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Neueste Meldungen besagen dass sich im Januar nach der BT-Debatte die Anträge auf Organspendeausweise verdoppelt haben, von 330000 auf 750000.
Na so geht’s doch auch!

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