Im Thread spanische Liga wurde über das Referendum schon kommentiert- Ich habe mich
für ein separates Thema im Tagesgeschehen entschieden, da uns das Ergebnis dieses
Referendums losgelöst vom Fußball sicher noch eine Weile beschäftigen wird.

Ein mehr als eindeutiges Wahlergebnis dieses Referendums . Obwohl die Wahlbeteiligung
lediglich bei knapp 42% lag stimmten 90% der wahlberechtigten 5.3 Millionen
Katalanen mit Ja und damit für eine Abspaltung von Spanien.Möglicherweise war der
von der Zentralregierung in Madrid befohlene massive und brutale Polizeieinsatz kontraproduktiv
und hat viele Katalanen darin bestärkt mit Ja zu stimmen. Wäre es nicht besser gewesen, das
Referendum zuzulassen. ? Über die Hälfte ging nicht zur Urne sicher auch aus Protest gegen
das Vorgehen in Madrid und mich beschleicht das Gefühl, daß unter diesen Nichtwählern
ein ähnlich hoher Prozentsatz mit Nein gestimmt hätte.

Aber warum streben so viele Katalanen ihre Unabhängigkeit von Spanien an? Ist es ein
ausgeprägtes Selbstbewußtsein basierend auf der Wirtschaftskraft dieser Region oder
fühlt man sich bevormundet vonder spanischen Zentralgewalt.Den Separatisten muß aber
auch klar sein, daß sie bei einer Abspaltung nicht automatisch in der EU verbleiben und ein
Aufnahmeantrag notwendig wäre. Dieser muß einstimmig erfolgen und es ist nicht anzunehmenm
daß Madrid mit Ja stimmt. Außerdem hat Madrid das Referendum ohnehin für verfassungswidrig
erklärt.

Es sind schreckliche Bilder der Gewalt, die uns da über das FS übermittelt werden und aus
meiner Sicht gibt es nur Verlierer. Ein schwarzer Tag für die Demokratie in Spanien. Unabhängig
davon, wer nun schuld an dieser Eskalation ist verstehe ich nicht, daß man jetzt etwas übertrieben
formuliert das Risiko eines Bürgerkrieges in Kauf nimmt.

Ganz so eindeutig, @theodor, ist das Ergebnis dieses Versuchs einer Abstimmung m. E. dann doch nicht, denn nicht "90% der
Wahlberechtigten 5,3 Mio. Katalanen" stimmten pro Abspaltung, sondern rd. 90% der abgegebenen Stimmen -also Pi mal
Daumen- rd. 2 Mio. folgten dem Aufruf ihrer politischen Leitfiguren und evtl. auch ihren individuellen Träumen, die ich für durch-
aus nachvollziehbar halte, wenn man die Spielballrolle Kataloniens in den vergangenen Jahrhunderten, in der Franco-Zeit und
selbst in der uns noch näheren Gegenwart berücksichtigt. Das Risiko eines Bürgerkrieges schließe ich aus, Spanien konnte
sich erst jüngst aufraffen, ansatzweise die Bewältigung des letzten Bürgerkrieges ins Auge zu fassen und gar partiell anzuge-
hen. Für vieles gäbe es sicher eine Lösung, wenn Madrid und Barcelona eine gemeinsame Sprache finden würden, mit den
Basken ist das ja mehr oder weniger erfolgreich gelungen. Die Zustände und Bilder jedenfalls, die gestern aus Katalonien in
die Welt gingen, sind einer Demokratie unwürdig und werden bald auch wieder die Frage aufwerfen, ob es noch einen
erklärlichen Grund dafür gibt, dass sich die Spanier/innen in ihrer Gesamtheit eine steuerfinanzierte Monarchie leisten
sollten.

Zunächst einmal danke @ el criticador, daß Du mich korrigierst hast. Das ist schon ein gewaltiger Unterschied
gegenüber meiner Darstellung. Die Gewerkschaften in Katalonien haben zum Generalstreik aufgerufen.dem
sich auch Barca angeschlossen hat indem es gestern das Trainingsgelände und die Geschäftsstelle dicht
machte. Selbst das Training der spanischen N11 zur Vorbereitung auf das WM-Qualispiel gegen
Albanien am Freitag mußte abgebrochen werden. Der gebürtige Katalane Piqué selbst ein Verfechter
der Abspaltung wurde angepöbelt und beschimpft und seinen Rücktritt in Erwägung gezogen, den aber
Coach Lopetegui ablehnte

Nun hat sich König Felipé zu Wort gemeldet aber dessen unversöhnliches Statement gegenüber
der katalonischen Regierung hat die Krise nur noch verschärft. Spanien war gerade dabei die
wirtschlich negativen Folgen der Finanzkrise 2008 zu überwinden und eine Abspaltung würde die
Lage sicher erneut verschärfen.

Das ganz Land scheint tief gespalten und ich mache mir große Sorgen wie das weitergeht, denn
ein instabiles Spanien, ein wichtiger Partner in der EU, wäre gerade in der jetzigen Zeit auch Gift für die EU
Wie können die verhärteten Fronten wieder aufgeweicht werden mit einer für beide Seiten akzeptablen
Lösung? Ob ein von beiden Seiten akzeptierter Vermittler der Königsweg wäre?

Nach meiner Wahrnehmung, @theodor, betrifft die angemerkte Spaltung weniger das ganze Land mit seinen immerhin
17 autonomen Gemeinschaften, sondern teilt einen schweigenden Teil Kataloniens vom Wutbürgerteil Kataloniens, der
in völliger Verkennung der politischen Möglichkeiten quasi im Vorübergehen etwas zu erreichen suchte, was in der span.
Verfassung ausdrücklich ausgeschlossen wird. Dass man sich dabei nur die Finger verbrennen konnte, erschließt sich offenbar
keinen Illusionisten, die im Moment noch im abflachenden Rückenwind des hilflos scheinenden Rajoy-Lagers ein paar Punkte
sammeln, jedoch über kurz oder lang die Scherben aufsammeln und sich wieder auf das Aufbacken kleinerer Brötchen besinnen
dürften. Eines allerdings hat dieser ganze Spuk den Spaniern und Spanierinnen deutlich vor Augen geführt: nachdem der
alltägliche Korruptionssumpf im politischen Betrieb weitgehend ausgetrocknet werden konnte, sollten auch die (gewählten)
verantwortlichen Politdarsteller nicht dem Blick durch kritische Brenngläser entgehen. Das Auswärtige Amt in Berlin hat bis
eben keine Warnhinweise für Reisen nach Spanien geäußert - das ist doch mal ein klares Statement.

Spannend hat er es gemacht der Carlos Puigdemont, um im letzten Moment die Notbremse zu ziehen
und die Unabhängigkeitserklärung erst einmal zu vertagen. In welch prekäre Lage er sich
mit dem gegen jeden Widerstand durchgesetzten Referendum gebracht hatte, das hat seine Rede
vor dem Parlament deutlich gemacht.Wenn man sich die Vorgeschichte betrachtet und seine
Argumentation für eine Abspaltung, dann hätte eigentlich nur die Loslösung folgen können.
Die Rede begann mit einiger Verspätung und mir fiel auf, daß bereits Platz genommene Abgeordnete
den Saal wieder verließen. Es liegt die Vermutung nahe, daß man ihm hinter verschlossenen
Türen klargemacht hat, daß er keine Mehrheit für eine Abspaltung findet. Zur Gesichtswahrung
wurde das Ganze dann verschoben.

Wie wird Rajoy darauf reagieren?. Er wird ihm wohl nocheinmal klarmachen, daß dieses Referendum
von Madrid nicht anerkannt wird und eine Abspaltung kategorisch ausschließen. Und was kommt dann?
Ich glaube daß uns dieses Referendum noch eine Weile beschäftigen wird.

Puigdemont hat gestern die Unabhängigkeitserklärung unterzeichnet - dann aber sofort ausgesetzt. Bei dieser Sachlage
konnte Rajoy die Katalanische Regionalregierung im politischen Gegenzug bisher nur förmlich darum bitten, zu erklären, ob
sie die Unabhängigkeit tatsächlich ausgerufen hat oder nicht. Für das gemeine Publikum bleibt immer mehr nur ein unver-
drossenes Kopfschütteln.

Die Separatisten kriegen "kalte Füße"...
Unabhängigkeit ja - aber nicht jetzt. Auf diese knappe Formel läßt sich die Rede
des katalanischen Regierungschefs Puigdemont bringen.
In Madrid wird man aufatmen, und in anderen Hauptstädten Europas ebenfalls.
Denn in Brüssel steht fest: Für eine einseitige Abspaltung Kataloniens kann
es keine Rückendeckung geben. Daher flüchtet man sich in die Sprachregelung,
der Konflikt sei eine innerspanische Angelegenheit.
Gut fand ich aber auch, dass der noch amtierende dtsch. Aussenminister Gabriel heute
sein Statement dazu gab.

Bei diesem ganzen Lärm um das Katalanen-Referendum vergisst man völlig, dass es auch in Deutschland eine Region gibt, in
der eine zugelassene politische Partei in ihrer Programmatik seit vielen Jahrzehnten bereits nahezu völlig auf der Linie des
Herrn Puigdemont liegt. Wo und wer ist´s?

Redest Du über die CSU und Bayern?

Zitat von Der Randberliner

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Redest Du über die CSU und Bayern?

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Bayern ist schon zutreffend, doch die von der CDU gezähmte CSU ist ja nicht mal obergrenzenerhalttauglich; die Rede war von
der wiederauflebenden Bayernpartei.

Das auch mediale Getöse um das Referendum der Katalanen hat völlig überdeckt, dass ja auch in Deutschland nicht nur die
Bundestagswahl, sondern auch ein Referendum abgehalten wurde, bei dem es um die Zukunft des Berliner Flughafens Tegel
ging. Das Ergebnis war recht eindeutig, denn rd. 56% der abgegebenen Stimmen sprachen sich für den Weiterbetrieb von
Tegel aus, während rd. 41% dagegen votierten (die Wahlbeteiligung lag bei erklecklichen 71,3%).

Was wird geschehen? Sollte beim BER irgendwann wirklich Flugbetrieb beginnen, dürfte Tegel kurz darauf eingemottet bzw.
dem Boden gleich gemacht werden! Der Ruf "wir sind das Volk!" hallt weiterhin inhaltslos auch durch die deutschen Lande.

Das katalanische Parlament hat den Eiertanz auf eine neue Niveaustufe gehoben und heute (mit Mehrheit) Katalonien zum
unabhängigen Staat in Form einer Republik erklärt. Ob und wann diese Unabhängigkeit ausgerufen wird, ist durch die Erklärung nicht erkennbar geworden. Nun muss Madrid wohl oder übel die noch nie in Anspruch genommene Keule des Artikel
151 entstauben und Katalonien entsprechend domestizieren - mit unabsehbaren Konsequenzen.

Die Befürworter von Tegel würden die Ersten sein die auf die Barrikaden gehen, wenn bei Betrieb zweier Flughäfen die Kosten aus dem Ruder laufen.
Die Regierungen von Brandenburg und Berlin haben vor Jahren einen Beschluß gefast der die Stilllegung von Tegel festschreibt, wenn der BER denn mal in Betrieb geht. Zu diesem Beschluß stehen sie nach wie vor. Was soll diese dämliche Volksbefragung die auf Initiative der FDP erfolgte?
Das Fertigstellung des BER geht so zügig voran, daß die entsprechenden Erweiterungsbaue längst fertig sind bevor Ausfall an Flugkapazität durch die Auflösung der Berlin- Air ausgeglichen wird.
Von Berlin nach München und umgekehrt kann der Flugverkehr demnächst eingestellt werden, der ICE fährt in Kürze mit Dreihundert km/h.

Puigdemont und Kataloniens Regierung zusammen mit den beiden Polizeichefs sind nun entmachtet worden.
Die Regierungsgeschäfte übernimmt ab sofort die Zentralregierung in Madrid. Gleichzeitig sind
Neuwahlen in Katalonien für den 21.12. vorgesehen. Puigdemont will nach wie vor die Abspaltung
und ruft zum "demokratischen Widerstand" auf. Was das bedeutet und in welcher Form das
erfolgen soll, darüber hat er geschwiegen. Sind das etwa Streiks und sogenannter "ziviler Ungehorsam"
mit dem Ziel das öffentliche Leben in Katalonien lahmzulegen? oder beschränkt sich das ausschließlich
auf Demonstrationen. Sollten er und andere Regierungsmitglieder versuchen ab morgen ihre
Amtsgesachäfte trotz Absetzung wieder aufzunehmen, dann müßten sie eigentlich verhaftet werden wegen
Rebellion gegen den Staat.

Was verspricht sich eigentlich Madrid von Neuwahlen? bei den Parlamentswahlen 2015 erhielten
die beiden Parteien und Abspaltungsbefürworter Junts pel si und CUP zusammen 48% der
Stimmen und damit die absolute Mehrheit im Parlament. Allerdiings bedeuten diese 48% nicht
die Mehrheit der abgegebenen Stimmen.

Was ich nicht verstehe, daß Puigdemont so viele nicht gerade ungebildete Katalanen der
jüngeren Generation für seinen Abspaltungswahn gewinnen konnte. Diesen jungen
Menschen muß doch klar sein, daß sie sich damit in das eigene Fleisch schneiden. Ich kann nur
hoffen, daß es irgendwann nicht zu Gewalt kommt, ein verheerendes Signal für ganz Europa.

Da Neuwahlen unabdingbare Voraussetzung eines funktionierenden Parlamentarismus darstellen und die Regierungsgeschäfte
ja nicht ad infinitum von Madrid wahrgenommen werden sollen/können, entspricht Rajoy im Grunde nur einer Selbstverständ-
lichkeit. Ich sehe das Signal für ganz Europa eher in der Erkenntnis, dass es sich für niemanden lohnt, in einem demokrati-
schen Staatswesen den Holzweg einzuschlagen. Verblendete gibt es weltweit und ihnen wird auch in Spanien das Bleiberecht
nicht abgesprochen werden.