Obwohl sich der 1. FC Nürnberg gestern in Frankfurt ein 1:1 erkämpft und damit eine ordentliche Chance auf den Buli-Aufstieg hat, entpuppten sich Trainer und Torwart des "Clubs" mit unbedachten und kaum nachvollziehbaren Aussagen gegenüber den an einem Tumor erkrankten Marco Russ (Spieler der Eintracht, der gestern auch noch ein Eigentor schoß) als Verlierer.
Raphael Schäfer sagte : "Ich glaube, wenn einer wirklich schwer krank ist, dann kann er nicht Fußball spielen." Nürnberg-Trainer Weiler hatte kein Verständnis für den Zeitpunkt der Bekanntgabe dieser Erkrankung und sprach von einer "Inszenierung".
Allerdings ruderte er später zurück : "Meine Aussage sollte auch keinerlei Vorwurf Richtung Eintracht Frankfurt sein, sondern ging an diejenigen, die den Fußball als Bühne nutzen und mit so einer Nachricht mitten in der Nacht an die Öffentlichkeit gehen", sagte der Coach nun: "Mir waren die Vorgänge bei der Eintracht nicht im Detail bekannt. Ich habe meine Aussage auch bei Marco Russ sowie den Frankfurter Verantwortlichen persönlich unmittelbar klargestellt."
Auch von Schäfer folgte in der Nacht noch eine Entschuldigung. Dennoch würde es nicht schaden, vorher über solche Aussagen nachzudenken.
Aber das Wichtigste : Gute Besserung und alles Gute für Marco Russ !
Ab und an wird auch hier im Forum der Begriff "Geschmäckle" in das Wortwahlkaleidoskop eingeführt. Ich sage das deshalb, weil ich mir nach Veröffentlichung der niederschmetternden Diagnose auch die Frage gestellt habe: cui bono? Und zwar ge- münzt auf den Zeitpunkt der Veröffentlichung. Selbst wenn ich damit falsch liege, bin ich immer noch der Meinung, dass der Nürnberger Trainer mit seiner Spontanbewertung ins Schwarze getroffen hat. Noch hat keine der beiden Mannschaften ja verloren, doch haben beide mir gezeigt, dass ein Abstieg Frankfurts aus der 1. Buli nicht als Verlust betrauert und ein Aufstieg Nürnbergs nicht als Gewinn bejubelt werden muss.
Inzwischen sorgen die Geschehnisse um Marco Russ doch für einigen Wirbel. besonders das Verhalten der Staatsanwaltschaft wird seitens der Eintracht heftig kritisiert. Es ist schon ungewöhnlich. das Ergebnis der Dopingprobe vom Spiel in Darmstadt am 30.4. der Eintracht und der Staatsanwaltschaft erst einen Tag vor dem Spiel gegen Nürnberg mitzuteilen. Da eine Tumorerkrankung nicht auszuschließen war, riet die NADA der Eintracht zu einer ärztlichen Diagnose mit dem bekannten Ergebnis. Die Staatsanwaltschaft wußte somit auch, daß nicht nur Doping infrage kam. Da eine Hausdurchsuchung anzuordnen und einen Kontrollbesuch auf dem Trainingsgeände vorzunehmen ,halte ich für nicht gerade sensibel, Das hätte man anders handeln können.
Da die Maßnahmen der Staatsanwaltschaft durchsickerten, ging die Eintracht mit einer Pressemitteilung an die Öffentlichkeit, um Russ zu schützen und den Doping-Spekulationen ein Ende bereiten.
Die Worte des Torwarts und Trainers vom Club waren sicher etwas unbedacht, aber das Wort Inszenierung war vom Trainer denke ich an die Medien gerichtet und nicht gegen Eintracht- @ steve hat in seinem Kommentar schon daraufhingewiesen. Beide haben sich entschuldigt und damit soll es gut sein-
Die Dopingkontrolle hat ja auch eine gute Seite. So wurde die Erkrankung entdeckt und die Medizin kann eingreifen, bevor es zu weiteren Komplikationen kommt. Das Wichtigste ist, daß Marco Russ wieder gesund werden kann , da wird der Fußball für ihn zu einer unbedeutenden Nebensache, Ich hoffe, daß auch der Verein ihn und seine Familie auf dem schweren Weg entsprechend unterstützt.
Nach Operation und zwei Chemotherapien ist Marco Russ guten Mutes, nach der für Mitte Oktober terminierten Abschluss- untersuchung spätestens im Winter-Trainingslager wieder voll einsetzbar zu sein. Ich halte es für angebracht, diesen schon im Archiv schmorenden Thread um diese erfreuliche Nachricht anzureichern. Es ist immer zu begrüßen, wenn sich schlechte Nachrichten zu Mutmachernachrichten weiterentwickeln.
Fussball und Sport - Forum
Thema drucken
20.05.2016 10:39
Antworten
