Heute vor 60 Jahren am 16.1. 1956 rollte in Herleshausen (Hessen) der Zug mit den letzten
474 von ursprünglich bis zu 10 000 deutschen Kriegsgefangenen aus der Sowjetunion ein.

Arbeitslager in Sibirien, schuften bis zum Umfallen und kaum etwas Eßbares das war der Alltag
dieser oft noch jungen Männer. Knapp 11 Jahre Gefangenschaft nach der Kapitulation hatten
ihre Spuren hinterlassen. Ausgemergelt oft körperlich und psychisch erkrankt kamen sie
zurück in eine ihnen teilweise fremd gewordene Heimat. Nicht selten hatten die Ehefrauen
andere Partner und so manche der Kinder erkannten ihre Väter nicht mehr. Es gab nicht
wenige, die an den Spätfolgen der Gefangenschaft oft noch in jungen Jahren verstarben.

Als Jugendlicher kann ich mich noch vage an diese Ereignisse erinnern , aber in der jugendlichen
Unbekümmertheit hat man sich mit der Tragweite dieser Ereignisse nicht auseinandergesetzt.
zumal die eigene Familie nicht betroffen war.

Die Rückkehr der Kriegsgefangenen haben wir der Hartnäckigkeit von Conrad Adenauer zu verdanken, der den Verhandlungstisch in Moskau verlassen wollte und mit seinem Abflug drohte.
Theodor,
Deine Darstellung wie es den Heimkehrern erging war sehr realistisch.
Der Film "Das Wunder von Bern" schildert das sehr gut und das, nicht nur auf den Fußball bezogen.

Ich wohnte damals in einem kleinen Ort bei Bonn und sehe es noch wie ein Geschehnis von gestern an, als der erste und
einzige Heimkehrer zurückkam: wir Kinder hatten schulfrei, die Kirchenglocken dröhnten zur völlig ungewöhnlichen Zeit und
an den Rändern der Straßen vom Bahnhof bis zur Unterkunft des mir völlig Unbekannten drängten sich die Menschen, um
diesen Mann, der völlig konsterniert in einen offenen DKW gesteckt wurde, mit Jubel zu begleiten, während die voranschrei-
tende örtliche Musikkapelle ihre angelernte Marschmusik in unsere Ohren schmetterte und sich zum Klang der Glocken zu-
sätzlich das Geheul von ein paar heilgebliebenen Sirenen gesellte. Es sind Momente wie diese, die sich untrüglich in ein noch
kindliches Gedächtnis einbrennen und das vor allem dann, wenn ein solches Erlebnis noch unbeleckt davon ist, die Zusammen-
hänge überschauen zu können.