Ich möchte und muss meinem Image als Meckerer wieder gerecht werden.
Eine heutige Meldung macht mich erschrocken und entsetzt, die neue PISA-Studie wo D gesunkenes Lesevermögen, schlechteres Matheverständnis und gemindertes Niveau in den naturwissenschaftlichen Fächern, bescheinigt wird und ein Absturz auf den 20. Platz der OECD-Länder.
Aber schon hat man schnell eine Beruhigungspille zur Hand, wir liegen immer noch über dem Durchschnitt!
Prima!
Was sind die Ursachen?
Unter anderem chronischer Lehrermangel, Quereinsteiger mit ungenügenden Voraussetzungen, 16 verschiedene Bildungssysteme, Schüler werden zu wenig im Elternhaus zu wenig zum Lesen animiert, E-Bücher und Internet sind ja bequemer, Mathe kann man ja viel schneller mit den digitalen Hilfsmitteln erledigen und Naturwissenschaften laufen nur so am Rande und werden vielfach abgewählt.
Und da schon viele Stunden durch Lehrermangel ausfallen, gehen nun 10000e Kinder Freitags auf die Straße statt sich bildungstechnisch zu festigen, auch um Zusammenhänge des Klimawandels besser zu verstehen.
Bildung ist die beste Investition in die Zukunft, wollen wir da so weitermachen und mit einem Mittelplatz zufrieden geben?

Deinen Hinweis auf die "Beruhigungspille" greife ich gern auf, denn in der Tat lag Deutschland noch 2.000 unterhalb des OECD-Durchschnitts,
konnte diesen 2.009 erreichen und sich 2.019 oberhalb des Durchschnitts etablieren. Damit zeigt der statistische Pfeil immerhin aufwärts und
es ist angemessen, wenn diese Tendenz selbst seitens der Meckerer-Gilde nicht vernachlässigt wird. In der neuen Studie kommt auch zum
Ausdruck, dass gymnasiale Schüler/innen durchweg besser abschneiden als Grundschüler/innen; für mich deutet dies darauf hin, dass zu Beginn
der schulischen Bildung die Bedeutung schulischer Bildung allgemeine Unterschätzung erfährt und der alte Lebenserfahrungsspruch vom Lernen
für´s Leben aus der Mode gekommen scheint. Umso mehr sollte es angebracht sein, das Augenmerk auf eine Stärkung der vorschulischen
Bildungsmöglichkeiten zu richten, in dem nicht zuletzt dem Elternhaus eine Verantwortung zukommt, die dieses offenbar vielfältig überfordert und
folgerichtig dazu führt, die Verantwortung an das Gemeinwesen zu übertragen.

Na da kann ich in vielen Dingen zustimmen!
Aber die Bildung unserer Kinder beginnt natürlich in der Vorschule und im Elternhaus, aber wenn das Bildungssystem eklatante Mängel aufweist, dann muss endlich gegengesteuert werden.
Einheitliche Bildungssysteme der Länder und nicht 16faches Gegeneinanderarbeiten, bessere Ausbildung der Lehrer und vor allem der Quereinsteiger, bessere Ausstattung der Schulen.
Ein Gedanke ist es wert warum zum Beispiel Finnland seit Jahren in der Spitzengruppe zu finden ist, vielleicht ist da etwas dran dass man Anleihen am guten DDR-Bildungssystems genommen hat, oder was Estland und China besser machen.
Ich hoffe dass man hierzulande endlich aufwacht und Bildung auf ganz andere und festere Fundamente stellt.
Ein kleiner Tipp, die „Zeit-online“ stellt ein guten Artikel über das DDR-Bildungssystem online, der mich in meinen Ansichten bestärkt.

Eure Kommentare @Belafonte und @el criticador haben auf unterschiedliche jedoch nachvollziehbare Art und Weise auf die Ursachen des unbefriedigenden Abschneidens bei der PISA Studie hingewiesen. Ich möchte das Ganze noch ergänzen und auf Ursachen hinweisen, die nicht zu unterschätzen sind im Hinblick auf das Ergebnis, Gleichzeitig möchte ich betonen, daß ich das Bildungssystem, den Lehrermangel und andere Mißstände nicht alleine dafür verantwortlich mache.

Wieviele von den Eltern bzw. ein Elternteil, die mit ihren Kindern eingewandert oder geflüchtet sind spricht denn zu Hause mit den Kindern Deutsch. ? Ich bin überzeugt, daß dieser Anteil unter 50% liegt. Selbst der deutschen Sprache oft nicht mächtig ist das auch gar nicht nachhaltig möglich. Sprachprobleme sind immer ein Grund für mangelndes Leseverstänsnis. Es gibt eine nicht unerhebliche Anzehl von Grundschulklassen wo viele Kinder kaum oder gar kein Deutsch sprechen.Hier stehen Lehrkräfte auf verlorenem Posten das entsprechende Wissen auch lehrplangerecht zu vermitteln.

Kinder müssen zu Hause nacharbeiten um das Wissen aus der Schule zu vertiefen. Dazu bedarf es der häuslichen Unterstützung. Übermäßgige Nutzung von Smartphone und Computer sind gefährliche Ablenkungsmanöver, die sich auf die schulische Leistung auswirken. Hier sind die Eltern in der Pflicht dafür zu sorgen,
daß sich ihre Kinder mehr in der realen und nicht in der virtuellen Welt bewegen,

Kitas bieten Kindern eine Chance, die deutsche Sprache frühzeitig und alltagsorientiert durch gezielte Sprachförderung und Kommunikation mit Gleichaltrigen zu erlernen. um so einen besseren Einstieg in das Schulleben zu bekommen.Die individuelle Frühförderung von Kindern ob mit oder ohne Migrationshintergrund sollte ein wichtiges Ziel deutscher Bildungspolitik sein. Hierfür ist der Ausbau von Kitas mit entsprechendem Fachpersonal quantitativ aber auch qualitativ erforderlich.

Ja @2014theodor, viele Faktoren sind entscheidend dass es in diesem Land Bildungsdefizite gibt.
Ich vergleiche die Bildung mal mit einem Baum, der wächst von unten, dazu braucht es ein weit verzweigtes und kräftiges Wurzelwerk welches den Baum standhaft und gesund wachsen lässt.
Nicht die schöne große Krone lässt diesen Baum kräftig und widerstandsfähig gedeihen, sondern der Basis erwächst Gedeihliches und Gesundes.
Wenn dieses Land die Zukunft meistern will, kann man gar nicht genug in Bildung und Erziehung investieren!
Und da spielen viele Aspekte eine Rolle, der Entscheidendste ist aber ein modernes Bildungssystem und da könnte man vom DDR-Bildungssystem einiges abzupften, wie das Beispiel Finnland seit vielen Jahren zeigt.
Aber wie könnte man zugeben, dass es in der DDR durchaus Übernehmenswertes gab.

Darf ich mich ´mal etwas ketzerisch einmischen? Vermutlich sind wir doch alle "Endprodukte" des deutschen Bildungssystems,
gleich ob unsere Schulen etc. im Norden, Süden, Osten oder Westen lagen. Ein jeder von uns hat Bildung erhalten, genossen
oder auch ertragen, eine berufliche Tätigkeit gewählt oder gefunden und darf wohl behaupten, eine akzeptable Position innerhalb
der Gemeinschaft erklommen zu haben, was nicht unbedingt mit dem Bildungsgrad einhergehen muss. In meiner Erinnerung
scheinen die eigenen schulischen Leistungen in einem Glanz, der bei ehrlicher Betrachtung stumpf wird und wenn ich auf das
Lehrpersonal zurückblicke, dem ich ausgeliefert war, kommt mir heute eher das Bild leerer Flaschen in den Sinn. Langer Rede
kurzer Sinn: Deutschland war m. E. noch nie eine schulische Bildungsoase - und hat trotzdem seinen Platz in der Völkergemeinschaft
gefunden.

Verehrter @el criticador, wie Du sicher vermuten wirst, kann ich Dir hier nicht zustimmen!
Ich hatte eine gute Schulbildung, da wo ich aufgewachsen bin, vor Allem in den Fächern wo es laut PISA heute gerade hapert.
Wir hatten ein gutes Bildungssystem, ich denke dass mir @Altmärker und @Randberliner nicht unbedingt widersprechen werden, mit genügend und gut ausgebildeten Lehrern, der einzige Haken war der Staatsbürgerkundeuntericht, aber das ging auf der einen Seite rein und auf der Anderen wieder raus.
Leider habe ich meine gute Bildung nicht genutzt, da ich andere Prioritäten gesetzt habe, heißt erst einmal Sport bis zum Abwinken, eine Arbeit die mich zwar befriedigt hat, aber sicher wäre mehr möglich gewesen?
Egal, was war das war, aber mir blutet das Herz ob der heutigen eklatanten deutschen Bildungsprobleme.

Belafonte,
ja ich Stimme Dir zu. Das Bildungssystem in der DDR war so schlecht nicht und die Anforderungen waren hoch wenn ich daran denke wie ich mich durch die naturwissenschaftlichen Fächer quälen musste.
Gegenwartskunde oder auch das als Fach Gesellschaftswissenschaft vermittelte Wissen erreichte auch bei mir nur taube Ohren, aber die Bosse der DDR kannte ich schon.
Anders ist das jetzt. Kürzlich unterhielt ich mich mit einem Abiturienten und fragte ihn nach dem Namen des Ministerpräsidenten in Brandenburg. Die Antwort hat mich nicht überrascht, ich erhielt nämlich keine.
Erschreckend diese Unwissenheit.

@Gebi
Du hättest diesem Abiturienten fairerweise aber eine zweite Chance geben sollen. Und zwar mit der Frage, wer bayrischer Ministerpräsident ist.

Steve,
diese Frage zu stellen wäre unfair gewesen, denn ich wollte ihm keine Fragen stellen die jeder gut gebildete Bürger nur nach stundenlanger Überlegung beantwortet hätte.
Einfache Fragen sollten es sein, z.B. wann war Hertha letztmals DM und nebenbei eine kleine Schätzfrage stellen wär erlaubt, nämlich, wann werden sie es wieder sein?

Die einfachsten Fragen sind wohl oft die schwierigsten, zumal wenn die letzte Meisterschaft weit vor der eigenen Geburt
lag und die erhoffte kommende Meisterschaft thematisch wahrscheinlich von der Klimawandeldiskussion als völlig neben-
sächlich überwuchert wird.

Was Dein Beitrag mit PISA zu tun hat mag Dein Geheimnis sein!
Tschüssele!

Geht diese Frage an @Randberliner oder mich, der ich gewagt habe, auf einen Einwurf einzugehen?