Auch im Hinblick auf den Ausrichter der kommenden WM halte ich es für angebracht, mich -zumindest vorübergehend- der Stiefkindbehandlung des vaterländischen Fussballs in Russland mit meinen bescheidenen Mitteln zu widersetzen.
Die Frage ist nur, womit fange ich an?
Morgen steigt in Wolgograd das diesjährige Pokalendspiel. Gegner auf dem Felde sind die Teams FK Tosno und Avangard Kursk. Beide Vereine haben hierzulande einen Bekanntheitsgrad von nahe Null, was vielleicht auch dem Umstand zuzu- schreiben ist, dass es den Zweitligisten FK Tosno (irgendwo bei Leningrad) erst seit rd. fünf Jahren gibt. Wolgograd erwartet keinen Massenansturm aus Tosno, denn die Zahl derer, die eine fast 30stündige Bahnfahrt erdulden möchte, wird als gering prognostiziert. Um die Hütte vollzubekommen (rd. 45.000) wurde daher die beispielgebende Entscheidung getroffen, allen Besuchern freien Eintritt zu gewähren.
Eine solche ungewöhnliche Nachricht hat selbst den DFB aufgeschreckt, doch nicht als Beispiel für den Olymp, sondern als Möglichkeit, seinem Präsidenten die Gelegenheit zu gewähren, sein Sitzfleisch ohne Entgeltentrichtung völkerverbindend im Endspiel um den russischen Pokal in Wolgograd schmoren zu lassen. Hoffentlich fangen die Kameras Herrn Grindel nicht wieder zu einem Zeitpunkt ein, an dem er gerade ein Nickerchen einlegt.
Zum Fussball in Russland gibt es hier offenbar keine Meinungen und dieses Desinteresse deckt sich mit den Neigungen der ganz überwiegenden Zahl der Russen für Besuche eines Premier-Liga-Spiel ihres sog. Heimatvereins. Die Hälfte der Ligaclubs wäre schon aus dem Häuschen, wenn wenigstens mal mehr als 10.000 Zuschauer/innen zu einem Heimspiel zusammenfänden und ansonsten können sich nur die Metropolenvereine Zenit und Spartak regelmäßig eines auch für unsere Verhältnisse an- sprechenden Zulaufs erfreuen. Die erste Liga in Russland läuft der Entwicklung in der Bundesliga bei der Messlatte Zuschauer- zuspruch um rd. 50 Jahre hinterher.
Ich gebe zu, der russische Fußball ist mir fremd. Das war nicht immer so. Es gab Zeiten, da kannte ich von Spartak, ZDKA, Dynamo Moskau, Dynamo Kiew usw jeden Spieler, als würden sie bei Union oder Hertha sein. Der Fußball hat mit dem Zerfall der UDSSR einen derben Sturz nach Unten gemacht. Eigentlich hätte es anders sein müssen, denn die Welt hat sich geöffnet. Ein WM- Gastgeber hat es trotzdem verdient, daß er wahr genommen wird. Ich gelobe Besserung!
für jeden is wat dabei: ha- ho- he- Hertha BSC und niemals vergessen, "eisern Union, eisern Union"!
Zitat von Der RandberlinerIch gebe zu, der russische Fußball ist mir fremd. Ein WM- Gastgeber hat es trotzdem verdient, daß er wahr genommen wird. Ich gelobe Besserung!
Damit sind wir ja schon mal zu zweit. Als ungefährdeter Rekordaufrufhalter hier im Forum wird es der von Dir ins Leben gerufene "Geburtstagskinderthread" wohl verschmerzen, wenn ich die Gratulation für einen russischen Haudegen daher mal hierhin sortiert habe: Juri Pawlowitsch Sjomin wurde heute 71 Jahre alt. Übrigens ist es nun bald schon 45 Jahre her, seit ich die Nationalmannschaften der Russen (damals UdSSR) und Deutschlands (damals BRD) erst- und letztmals gegen- einander habe spielen sehen; vor rd. 75.000 weiteren Zuschauer(n)innen gewannen die Deutschen knapp mit 1:0 im Leninstadion. Kleines, dickes Müller sorgte für den Siegtreffer, Juri Pawlowitsch Sjomin war allerdings nicht dabei.
Nur dieses eine Spiel hast Du gesehen? Das erstaunt mich, denn sie spielten auch am 8.3.1978 in Frankfurt (1:0 gewonnen), am 21.11.1979 in Tiflis (3:1 gewonnen), am 28.3.1984 in Hannover (2:1 gewonnen), am 28.8.1985 in Moskau (0:1 verloren), am 21.9.1988 in Düsseldorf (1:0 gewonnen durch Eigentor), am 27.3.1991in Frankfurt (2:1 gewonnen), am12.6.1992 in Norrköping (EM 1:1), am 7.9.1994 in Moskau dann gegen Russland (1:0 gewonnen), am 16.6.1996 in Manchester (EM 3:0 gewonnen). In der jüngeren Vergangenheit gab es am 8.6.2005 ein 2:2 im Freundschaftsspiel und dann 2 Siege für Deutschland in den Jahren 2008 und 2009 in der Qualifikation für die WM 2010 in Südafrika. Und keines dieser 12 Spiele seit dem 1:0 in Moskau im Jahre 1973 hast Du gesehen? Was hast Du denn die ganze Zeit gemacht? Die Nebelkrähe, Florian Silbereisen und Helene Fischer waren damals noch Kinder bzw. noch nicht geboren.
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Zitat von Der RandberlinerNur dieses eine Spiel hast Du gesehen? Und keines dieser 12 Spiele seit dem 1:0 in Moskau im Jahre 1973 hast Du gesehen? Was hast Du denn die ganze Zeit gemacht? Die Nebelkrähe, Florian Silbereisen und Helene Fischer waren damals noch Kinder bzw. noch nicht geboren.
Im Jahre 1973 bestimmten noch Figuren wie Bernd Clüver, Demis Roussos und James Last die deutsche Hitparade und begründeten meinen Hang in die Fremde, der mich auch nach Moskau verschlug, wo im September für nen Appel und en Ei Tickets für besagtes Länderspiel zu ergattern waren; wenn ich mich recht erinnere, habe ich damals zwei Strumpfhosen (!) gegen ein Ticket eingetauscht. In der Folgezeit hat die deutsche N11 meine jeweiligen Aufenthaltsorte konsequent gemieden.
Jetzt verstehe ich. Es war das einzige Spiel das Du live erlebt hast, das habe ich noch nicht geschafft. Alle Spiele habe ich im TV oder Radio erlebt, wie beispielsweise auch die großartigen Spiele von 1955 in Moskau (2:3 verloren trotz WM- Aufgebot von 1954) und 1956 in Hannover (1:2 verloren). Aber ein Spiel habe ich leider nicht gesehen, das tut mir in der Seele weh. Es war der Kantersieg von Deutschland am 1.7.1912 in Stockholm, ein sagenhaftes 16:0. Und jetzt könnt Ihr alle raten warum ich das Spiel nicht gesehen habe. ö
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Zitat von el criticadorDamals gab es zwar einen echten Kaiser, doch noch keine Fernsehgeräte.
Noch nicht mal das Radio gab es in jener Zeit . Das erste Fußballländerspiel das im Radio übertragen wurde war das Spiel Deutschland - Holland in Düsseldorf am 18.April 1926 und wurde mit 4:2 gewonnen, also 10 Jahre nach dem 16:0.
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Du hast zu Recht auf das Desinteresse am russischen Fußball hingewiesen @ el criticador zumal dort immerhin die WM stattfindet. Auch ich muß gestehen, daß mich der russische Fußball der Neuzeit kaum interessiert hat, Das war nicht immer so da geht es mir wie @ Randberliner als die Russen noch unter Sowjetunion den Rasen betraten und das durchaus auch mit bemerkenserten Ergebnissen und Platzierungen, Dynamo Kiew hat in den europäischen Vereinswettbewerben in den siebziger und achtziger Jahren für Aufsehen und so manche Überraschung gesorgt. In Erinnerung ist mir noch Oleg Blochin ein exzellenter Stürmer von Dynamo Kiew oder auch Russlands legendärer Torhüter Jaschin.
Die Russen haben bei der WM die nicht gerade hohen Erwartungen ihrer Landsleute sicher übertroffen mit dem Ereichen des VF, Beinahe wäre die Reise noch weitergegangen. Wirkt sich das nun fortan positiv auf das Zuschauerinteresse aus? Schwer zu sagen wenn der Fußballalltag in der Premier-Liga wieder einkehrt. @ el criticador hat in einem seiner Kommentare hier einige Zahlen zu den Zuschauern und zu den Schwergewichten St.Petersburg und ZSKA Moskau aufbereitet und mit entsprechenden Bemerkungen versehen Der Zuschauerschnitt stagniert in den letzten 15 Jahren mehr oder minder zwischen 11000-13000 wird aber durch die Schwergewichte positiv verwässert.Zuschauerbezogen ist Spartak Moskau auch noch ein Schwergewicht.
Daß der russische Vereinsfußball was die Zuschauerzahlen betrifft um Jahrzehnte hinterherhinkt verwundert mich schon zumal Russland in der UEFA 5 Jahreswertung immerhin auf Platz 6 liegt. noch vor Portugal und Belgien.
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08.05.2018 18:20
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