Was den Fußballmännern aus Fürsorgegründen erspart bleibt, exerzieren die Radler/innen z. Z. in der Wüste von Katar: die
Weltmeisterschaften 2016 bei schattenfreien Temperaturen um die 40 Grad. Für die deutschen Radler ein nahezu sensatio-
neller Einstieg war die Goldmedaille für Martin und Kittel im Teamzeitfahren (Quick Step), die Silbermedaille für Trixi Worrach
im Teamzeitfahren und die Gold- sowie Silbermedaille für Marco Mathis bzw. den Berliner Schachmann im Einzelzeitfahren
der Kategorie U23. Absurd für eine WM: bei den Siegerehrungen blieben die Radler/innen unter sich; an diese Besonderheit
wurden die Radler/innen allerdings schon während der vorangegangenen Tortur gewöhnt, da auch in Katar bei diesen
Temperaturen kein Mensch auf die Straßen geht.

Etwas ketzerisch möchte ich anfügen, wo Kamelreiten/rennen bei 2,2 Mio. Katari die Sportart Nr.1 ist, ist eine Rad WM fehl am Platz jedoch Beispiel dafür, wenn es nur noch um GELD, nicht mehr vordergründig um Sport geht!
Die bisherigen sportlichen Erfolge der deutschen Fahrer finden faktisch unter Ausschluss von Radsport Fans statt.

Was bringt das abschließende Straßenrennen bei derzeitiger Hitze über 257,5 Km? Die deutsche Mannschaft führt Kapitän Greipel. Ihm werden wohl die größten Chancen auf Medaille oder Sieg zugetraut. Bleibt zu hoffen, dass Kittel sich mit der ihm zugedachten "Joker" Rolle identifiziert sowie alle Mitstreiter, Martin, Sieberg, Sütterlein und Politt für den Erfolg ein Team bilden.



In anderen Ländern ist Felsbrocken stemmen, Traktorrad rollen oder Eierlaufen vielbeachteter Sport.
Vielleicht entdeckt "man" ja vor Ort neue Sportarten, um den Ölmultis und Scheichs von Katar eine breitere Öffentlichkeit zu verschaffen. Ich denke da z. B. an Sand um die Wette schaufeln.

Immerhin konnte Tony Martin heute im Einzelzeitfahren (erneut) den WM-Titel holen; er schlug seinen nunmehrigen Vorgänger
Kiryenka (Belarus) und verwies den Spanier Castroviejo deutlich auf Platz Drei. Ich habe die Sache bei Eurosport verfolgt und
muss sagen, die Vergabe einer solchen Veranstaltung nach Katar war, ist und bleibt ein Skandal. Drei Dutzend Zuschauer am
Streckenrand und ein Dutzend Medienvertreter bei der Siegerehrung bei einer Weltmeisterschaft; sowas geht überhaupt nicht.

Die U23-Fahrer absolvierten heute ihr WM-Rennen über rd. 170 Kilometer. Wieder landete mit Pascal Ackermann ein Deutscher
auf einem Medaillenrang und holte Silber, hinter dem Norweger Halvorsen und vor dem Italiener Mareczko. Mit Phil Backhaus
landete ein weiterer Deutscher auf Platz 4. Deutschland erblüht im Wüstensand!

Deutschland stillt weiter seinen Medaillendurst: beim Junioren-Rennen (135 Km) holte Niklas Märkl im Verfolgerfeldspurt Silber
vor dem Schweizer Reto Müller. Gold erkämpfte sich der Däne Egholm mit rd. 5 Sekunden Vorsprung. In der Schweiz bejubelt
man die erste Medaille, in Deutschland wird die Medaillenflut kaum registriert.

Das war wohl die groteskeste Straßen- Rad WM und nicht besonders förderlich für diese großartige Sportart. Unwirtliche Bedingungen, wenn man so will unter Ausschluss von Radsport Fans sowie, geschuldet der großen Hitze, katastrophalen Unfällen und Stürzen.
UCI Direktor Brian Cookson fand – ALLES OK – und für die Versorgung der Fahrer/innen seien hervorragende medizinische Grundlagen geschaffen, um guten Sport zu erleben!

Glückwunsch an Peter Sagan.

Trotz großartiger Erfolg, auch 50 Jahre nach Rudi Altig gingen die Deutschen beim Straßeneinzelrennen einer Rad WM leer aus!
Diese deutsche Mannschaft funktionierte nicht als Team. Ursache könnten zu viele Häuptlinge gewesen sein?

Wenn nur ein einziger Deutscher (Greipel als 43.) das Ziel erreichen kann, hat sich das 6köpfige Team entweder völlig
aufgerieben oder vergessen, Teamgeist zu tanken. Bis auf gelegentlich sichtbar gewordene Bemühungen von Degenkolb
wirkten die Deutschen sämtlich saft-, kraft- und lustlos. Die Vergabe der WM nach Doha spülte der UCI rd. 10 Millionen SFR
ins Säcklein; der Verband mag zufrieden sein, der radsportinteressierte Zuschauer außerhalb Katars bleibt fassungslos zurück.